Manche nutzen Praktikanten zum Kaffeekochen. Ich lasse sie Szenarien für die Zukunft aufschreiben. Die jüngste Aufgabenstellung für einen 18-Jährigen Linken aus Leipzig lautete: Schreib mir in zehn Punkten auf, wie Sachsen nach fünf Jahren demokratischem Sozialismus aussehen soll, also einer Legislaturperiode mit absoluter Mehrheit regierender Linkspartei.
Hier ist die Antwort. Der erste Punkt ist „umfassende Verbraucheraufklärung“, womöglich gar als Schulfach, besonders im Zusammenhang mit Lebensmitteln, Informationskampagnen, Unterstützung von entsprechend aufklärerischen Vereinen. – Die weiteren Punkte sind folgende:
2. „Starke Vereinfachung von Volksentscheiden.“
3. „Bildung als oberstes Ziel staatlichen Handelns.“
4. „Unterstützung von Ehrenamt durch weitreichende Vorteile für Ehrenamtler.“
5. „Transparenz in der Politik durch unabhängige leicht verständliche Berichte an jeden Bürger Sachsens.“
6. „Unterstützung regionaler kleiner und mittelständischer Betriebe“ – vom zuständigen Ministerium ebenso wie durch Förderung von Zusammenschlüssen vor Ort.
7. „Unternehmen müssen jährlich Ökobilanzen sowie ,Gemeinwohlbilanzen’ herausgeben.“ (Darauf könnte u. a. durchs Vergabegesetz hingewirkt werden.)
8. „Kultur sowie öffentlichen Personennah- wie Fernverkehr so billig wie möglich gestalten.“
9. Sachsen hat sich auf Bundesebene für eine hohe Vermögens- und Erbschaftssteuer stark gemacht.
10. „Bekämpfung von auf die Interessen weniger ausgerichteter Lobbyarbeit (Lobbyregister, Aufklärung und Transparenz in Politik und Wirtschaft).
Man sieht: Sozialismus ist machbar. Auch in Sachsen. Man hat ja manchmal den Eindruck, dass die Aussage „wir haben ja eh nicht die Mehrheit“ nur Ausrede dafür ist, sich nicht klar zu machen, was man eigentlich selbst will. Oder Ausdruck der Angst davor, dass unsere Ziele sowieso utopisch und nur für Foren der Rosa-Luxemburg-Stiftung geeignet sind.
Tatsächlich haben aber offenbar junge Menschen, die weder die DDR noch die alten linken Auseinandersetzungen Westdeutschlands persönlich kennengelernt haben, vom „Sozialismus“ eine wesentlich bodenständigere Vorstellung als wir Mittelalterlichen, die gefühlt immer zwischen Himmel und Erde pendeln – beide Male mit schlechtem Gewissen, dass uns was fehle.