CSU und Grüne am Kabinettstisch ist schon eine abenteuerliche Vorstellung, da sie die Pole des bürgerlichen Parteienspektrums sind und sich Wähler am Ende fragen werden, wieso man Unterschiedliches wählt, wenn dann nach der Wahl alles in einem Topf zusammengerührt wird. Das würde vielleicht nach dem Grundprinzip der Dialektik bei gutem Willen zwischen zwei Kontrahenten-Koalitionären gehen; wenn dann aber noch zwei weitere ebenfalls verschiedene Formationen (CDU und FDP) hinzukommen, die zwar miteinander kompatibel, von den anderen beiden aber mehr oder weniger entfernt sind, wird durch dieses Viereck noch das Bermuda-Dreieck in den Schatten gestellt. Die Politik wird in ihm verschwinden.
Dass eine Reihe gutbürgerlicher Feuilletonisten voller Faszination auf Jamaika blicken und die von ihnen geprägte veröffentlichte Meinung trotz entnervender Sondierung einschließlich des dazu täglich abgesonderten Nachrichten-Trashs sich immer noch um Wohlwollen bemüht, ist den intellektuellen Unterhaltungsbedürfnissen in ihrer kommunikativen Filterblase geschuldet, hat aber nichts mit der Realität zu tun.
Die Wahrheit ist: In einer solchen Konstellation setzt jeder vernünftige Mensch auf eine Minderheitsregierung mit wechselnden Mehrheiten. Wie in skandinavischen Ländern. Das stärkt die parlamentarische Demokratie und gibt der Regierung letztlich mehr Handlungsfähigkeit als das Gezerre zwischen Unvereinbarkeiten, das nur zu bizarren Kompromissen führt und später einem alltäglichen Tauziehen, das genauso nerven wird wie das gegenwärtige Vorspiel.
Für die Lausitz verheißt „Jamaika“ nichts Gutes. Ja, ich bleibe weiter dafür, das klimabelastende Verfeuern des Sorbenlands beschleunigt zu beenden. Allerdings begleitet von einer Beschleunigung des Strukturwandels Richtung Aufbau neuer Industrie(!)arbeitsplätze. Das schafft man aber nicht mit Peanuts, und mehr als solche hat der Bund für die Lausitz bisher nicht zur Verfügung gestellt. „Jamaika“ beflügelt den Kohleausstieg, aber die Kräfte für einen sozialverträglichen Strukturwandel werden schwächer. Deshalb verheißt uns dieses Vierer-„Bündnis“ bisher nichts Gutes.