Kohl ist tot und Europa lebt. So heißt es nun auf Titelseiten. War die Wirksamkeit des Hochbetagten längst nahe Null, hat er mit letztem Willen und nunmehr avisiertem europäischem Bestattungsakt posthum nun doch wieder in die Geschichte eingegriffen.

Tatsächliche oder vermeintliche große Denker sind auch im hohen Alter noch gefragt. Große Macher fallen nach dem Ende des Machens in faktische Ohnmacht, weshalb sie diesen Zustand im Regelfall hinauszuzögern versuchen.

Der als Bundeskanzler im Grunde gescheiterte Helmut Schmidt schaffte die Transformation zum Denker, da ihm die nachträgliche Mystifizierung des klugen Machens gelang. Bei Kohl blieben die Eindrücke von Rache, Beleidigtsein und lästigem Familienzwist.

Doch all dies wird nun beerdigt, es bleibt der Heroe des europäischen Föderalismus. Der Pfälzer, der vom Bundesstaat Europa nicht nur träumte, sondern das Nationale beherzter nach hinten rückte als heute jeder gehobene Sozialdemokrat.

Helmut Kohl ist tot, und aus seinem Grab wächst die Republik Europa.

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