Von der konsequenten Förderung der sorbischen Sprache und Kultur als Titel eines Koalitions-Antrags kann sich erstmal keiner was kaufen. Aber dass die Debatte gestern im Dresdner Landtag dazu genutzt wurde, dass gleich vier Redner satz- oder abschnittweise am Pult des sächsischen Parlaments sorbisch sprachen, ist ein dolles Ding. Unter ihnen drei Muttersprachler (zwei CDU, einer Linke) und mit Franziska Schubert eine Oberlausitzer Grünen-Abgeordnete, die auch ohne solche Vorprägung eine makellose sorbische Phonetik hinlegte – Übung macht die Meisterin.

Was dem Sorbischen Zukunft gibt, weiß jeder: Mit Kindern (egal welcher Herkunft) sorbisch sprechen, Erwachsene (vor allem Ehepartner von Sorben) motivieren, sorbisch zu lernen. Und die Sprache dann jeden Tag als Alltagskommunikationsmittel gebrauchen – eben nicht nur sonntags in der Kirche.

Der Staat hat mit der Schließung der sorbischen Grundschulen Crostwitz und Panschwitz-Kuckau sowie der Einführung des faktischen Deutsch-Dominanz-Modells 2plus (und damit dem Ende der A-Klassen mit hohem muttersprachlichen Niveau) flächendeckend in der Oberlausitz sorbische Sprachräume konsequent zerstört. Und in den sorbischen Familien wird die Integration nichtsorbischer neuer Familienmitglieder mal vorbildlich betrieben, mal mit Selbstassimilation ins Deutsche beantwortet.

Nun soll es die Wiederauferstehung einer sorbischen Sprachschule richten, deren Vorläuferin in der Oberlausitz nach der Wende dem Untergang preisgegeben wurde. Sie war komischerweise nicht Gegenstand der „konsequenten“ koalitionären Landtags-Drucksache.

Das macht nichts – sie kann mit einem ersten Kurs trotzdem ab 1. August starten, wenn die zeitungsöffentlichen Prognosen wahr werden. Die Zukunft des sorbischen Volkes liegt ohnehin in den Händen der jungen Leuten – auch das wurde gestern erfreulicherweise gewürdigt –, die mit größerem Selbstbewusstsein als die unmittelbaren Vorläufer-Generationen in Familie und Öffentlichkeit sorbisch kommunizieren. Deshalb gaben die sorbischsprechenden Abgeordneten das entscheidende Zeichen: Übers Sorbische sprechen ist gut, sorbisch sprechen ist besser.

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