Wir lesen heute nebenbei in Nachrichtenagentur dpa und Online-Angeboten der Medien u.a. folgendes aus dem Munde der Kämpfer für einen „serbski sejm“:

Andreas Kluge, einer der führenden Sejm-Köpfe nimmt kein Blatt vor den Mund. Er sieht in der Domowina in erster Linie einen «Dachverband der Tanzgruppen» und spricht ihren Vertretern eine demokratische Legitimation ab. Die Mitarbeiter der Domowina würden dafür bezahlt, dass sie als «Berufssorben» Funktionen ausfüllen – «ohne dass sie sich rechtfertigen müssen, was dabei herauskommt».

Mal ganz davon abgesehen, dass Tanzen, Musizieren, Fußball- und Theaterspielen sowie Feste und Festivals mehr für die sorbische Sprache und Kultur leisten als irgendwelche Konferenzen. Wer so spricht, hat von der „sorbischen Seele“ nichts begriffen.

Die Beleidigung der Beschäftigten im „Haus der Sorben“ ist einfach nur peinlich: Die detaillierte Arbeitsplatzbeschreibung, die Jahresplanung und die Rechenschaftsberichte über die Arbeitsergebnisse werden vom 29-köpfigen, demokratisch legitimierten Bundesvorstand des Dachverbandes beraten und beschlossen. Träte der „Sejmik e.V.“ der Domowina bei, könnte er da mit einem Vertreter mitentscheiden. Das ist natürlich anspruchsvoller als von außen mit Dreck zu werfen.

Die als „Berufssorben“ Denunzierten sind Menschen, die mit ihren Kindern sorbisch sprechen und sich neben den „Funktionen“ in ihrer Freizeit auch noch ehrenamtlich für das Sorbische engagieren. Dass ihr Arbeitspensum grenzwertig, weil auf Dauer Burn-out-geneigt ist, sei hier nur nebenher angemerkt. Muss Herr Kluge nicht wissen.

Die Domowina ist der Dachverband, der im Nazi-Deutschland freiwillig in den Untergrund ging, weil er die Gleichschaltung verweigerte. Er arbeitete im Widerstand gegen das „Dritte Reich“ so gründlich, dass er bereits zwei Tage (!) nach Ende des 2. Weltkrieges wieder voll funktionsfähig war und als erste Organisation in Deutschland von der Besatzungsmacht anerkannt wurde.

Dieser konsequente Antifaschismus wirkt bis heute. Die Domowina ist der Dachverband, der erst unlängst den von Nazi-Horden bedrängten sorbischen Jugendlichen beistand, zusammen mit der Polizei Prävention organisierte. Bei den Bündnissen gegen rechts nicht nur in Bautzen ist die Domowina regelmäßig mit dabei.

Im Zusammenhang mit dem 13. Februar in Dresden wurden einige friedliche Anti-Nazi-Aktivisten einschließlich eines Pfarrers als vermeintlich militante „Antifa-Sportgruppe“ diffamiert, später dann rehabilitiert. Ich schlage vor, der Domowina den Ehrentitel „Antifa-Tanzgruppe“ zu verleihen. Vielleicht macht das Herrn Kluge klüger.

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