Wenn Herr Trump sagt, man müsse wieder Kriege gewinnen können, diskutiert die Welt. Natürlich ist der beste Krieg der, der gar nicht geführt wird. Der schlimmste aber ist der, der geführt wird und den keine der Seiten gewinnen kann. So war es im Dreißigjährigen Krieg mit dem Ergebnis der qualvollen Ausrottung von zwei Drittel der Bevölkerung. Mit Blick auf Syrien warnen Experten vor einem Dreißigjährigen Krieg im Nahen Osten – die Folgen sind schon furchtbar und werden es noch mehr.
Viel beunruhigender finde ich die beiläufige Meldung, dass die rot-grüne Minderheitsregierung in Schweden wieder die Wehrpflicht einführt. Mit Zustimmung der großen Mehrheit der Bevölkerung. Wenn selbst im zutiefst friedliebenden Skandinavien die Rückkehr in alte Muster kollektiver Wehrhaftigkeit angesagt ist, lässt das tief blicken – in den Zustand der Welt.
Gar nicht mal in dem Sinne, dass nun überall wieder Kriege ausbrechen werden. Das glaube ich nicht, weil ich an die Erkenntnisse der Kriegs-Demographie glaube. Die Gesellschaften mit den relativ wenigen Söhnen (und Töchtern) haben zahlenmäßig global inzwischen die Oberhand und sind traditionell kaum kriegsgeneigt. Dort wo genug potenzielle junge Krieger zur Verfügung stehen, proben sie seit Jahren die Massenflucht.
Womit sich dann allerdings der Kreis schließt. Denn zu dieser Friedenslösung sind die westlichen Gesellschaften offenbar nicht mehr bereit. Rekordwerte für Geert Wilders in den Niederlanden und Marine Le Pen in Frankreich künden von der Entschlossenheit zur Abwehr. Und irgendwie auch diese unscheinbare Wiedereinführung der Wehrpflicht in Schweden – denn welcher Gefahr sollen sich denn die jungen Schweden eigentlich erwehren?
Deutsche Gerichte entscheiden gerade, dass die Flucht vor Zwangsrekrutierung durch einen kriegerischen Diktator, selbst wenn sie mit Folterinstrumenten betrieben wird, keinen richtigen Asylgrund darstellt, weshalb der syrische Geflohene hier vorübergehend – jahrweise – aufzunehmen ist, aber nicht mit Frau und Kindern zusammengeführt werden darf. Man dekretiert also diesen Fluchtgrund als minderwertig gegenüber denen, die sich durch politischen Widerstand in Lebensgefahr gebracht haben.
Dabei gibt es nichts Schöneres als einen Mann, der gewissermaßen seine Manneskraft dem Krieg und der Barbarei entzieht und ins Zivile und Zivilisierte investiert. Doch ihm begegnet der Argwohn einer Gesellschaft, die bei bestimmter regionaler Herkunft künftige Unzivilisiertheit fürchtet, auch wenn in jenen Weltgegenden schon Zivilisation war, als hier noch Barbarei herrschte. Damaskus ist die älteste Stadt der Welt.
Die Starken setzen auf „Verführung“ durch Attraktivität, die Schwachen wünschen sich Abschirmung vor allen imaginierten Bedrohungen der Erde. Wollen wir nicht lieber gemeinsam stark sein?