Bautzens Landrat Michael Harig (CDU) hatte zwar in seinen ausführlichen Weihnachts- und Neujahrsgrüßen Sinn für Mehrsprachigkeit, aber die sorbische Sprache fand keine publizistische Herberge im Aufmacher des amtlichen Mitteilungsblattes:
http://landkreis-bautzen.de/download/presse/Amtsblatt_Dezember2016_web.pdf
Sehr schade eigentlich.
Doch auch der neue katholische Bischof Heinrich Timmerevers des Bistums Dresden-Meißen ließ sich bei seinem Antritts-Gottesdienst im Herzen des sorbisch-katholischen Gebietes, in Crostwitz, kein sorbisches Wort entlocken. Ganz anders als sein Vorgänger Heiner Koch, inzwischen Erzbischof von Berlin, der sich von Anfang an heldenhaft durch ganze sorbische Redeabschnitte quälte.
Es geht um die Geste. Es müssen keine ganzen Sätze sein, eine sorbische Begrüßungsformel tut es auch. Jeder Sorbe hat zudem Verständnis dafür, dass sich Menschen „deutscher Zunge“, wie es so schön traditionell heißt, für ihre Symbol-Kommunikation zischlautarme Vokabeln aussuchen.
Aber es geht zugleich um eine Sprache von Verfassungsrang. Die Muttersprache der „First Nation“, das zentrale Identitätsmerkmals des Volkes, das älter ist und länger hier als die administrativen Vorläufer Sachsens. Man darf also von den obersten Repräsentanten der regionalen Verwaltung und der Kirchen erwarten, dass sie dem Sorbischen angemessene Anerkennung zuteilwerden lassen.
Wenn von der „First Nation“ schon ganz selbstverständlich erwartet wird, dass sie im öffentlichen Raum im Regelfall in einer fremden Sprache spricht, und selbst auf die ihr rechtlich zugestandenen sorbischsprachigen Schreiben an Behörden deutsch geantwortet wird, dann darf man wohl den Anspruch erheben, dass ein Landrat und ein Bischof zu bedeutenden Anlässen auch ein sorbisches Wort schreiben oder sprechen.