Die Ablösung des Menschen von der durch ihn geschaffenen künstlichen Intelligenz an der Spitze der Schöpfung mutete vor Jahrzehnten noch wie eine bizarre Science-Fiction-Phantasie an. Wenn nun 2016 der renommierte Zukunftsforscher Sven Gabor Janszky, Chef des entsprechenden Forschungsinstituts „2b AHEAD Think Tank“, diesen Evolutionssprung für die Zeit in ca. 30 Jahren erwartet, erscheint dies dagegen völlig plausibel.
Sollte ich meine statistische Lebenserwartung erreichen, werde ich das also noch erleben. Schon heute entscheiden Computerprogramme über Kreditvergaben, liegt das Leben der Fluggäste zeitweilig in den Händen des Autopiloten. Fürs nächste Jahr schon prognostiziert Janszky den beginnenden schrittweisen Ersatz der Apps durch intelligente Assistenten auf den Smartphones.
Hinzu kommt verstärkter Einsatz von Vorhersagetechnik, deren Algorithmen uns bei der Planung weiterhelfen. Es ist wie ein Update der biblischen Geschichte: Gott gab dem Menschen die Erde, und nun beherrscht der Mensch die Welt, man spricht gar inzwischen von einer menschgemachten erdgeschichtlichen Epoche (Anthropozän). Wann der Gehilfe oder Assistent selbst die Macht übernimmt, wäre dann nur eine Frage der Zeit: Je mehr Verantwortung ihm übertragen wird, desto mehr Freiheit und Autonomie gewinnt er.
Ob sich die künstliche Intelligenz von ihrem Schöpfer emanzipiert wie der Mensch von seinem, wird sich zeigen. Gott hat dem Menschen die Freiheit gegeben, gibt sie der Mensch auch seinem Computer-Abbild? Letzteres ist anders als der Mensch auch in seiner stofflichen Form praktisch unsterblich; die Informationen, die das künstliche „Leben“ ausmachen, müssen nur immer wieder auf neue Speichermedien transferiert werden.
Als die Erde aufhörte, im Mittelpunkt des Universums zu stehen, und die Sonne sich nicht mehr vermeintlich um die Erde drehte, ging das Leben der Menschen weiter. Das wird es auch tun, wenn wir dem Computer untertan sind. Denn eigentlich sind wir das schon heute, nur noch nicht in allen Lebensbereichen.
Gott gab den Menschen Gebote für den Weg in der Freiheit. Nach Janszkys Meinung geht es jetzt darum, Einfluss auf die Zukunft der übermenschlich intelligenten Computer zu nehmen. Jetzt müssen die entsprechenden Fragen und Regulierungen besprochen werden. Denn irgendwann werde es dafür zu spät sein.