Von der vierköpfigen Gruppe von Syrern, mit denen ich seit Ende 2014 das Vergnügen habe, sind drei nach ihrer Anerkennung als Flüchtlinge im Sommer 2015 in (Ost-)Sachsen geblieben. Der vierte wäre auch noch da, wenn ihm nicht die Agentur für (?) Arbeit den bereits unterschriebenen Arbeitsvertrag mit der europaweiten „Vorrangprüfung“ zunichte gemacht hätte. Das nur nebenbei, aber dieses Versagen verzeihe ich weder der Behörde noch dem eingeschalteten Landesministerium, weil nun der mutmaßlich beste Pizzabäcker der Welt nicht an der Frauenkirche in Dresden, sondern irgendwo in Düsseldorf arbeitet.

Weil die drei hier geblieben sind (alle im Landkreis Bautzen, einer zieht nun in den Landkreis Görlitz), haben sich inzwischen insgesamt fünf Familienangehörige in Sachsen eingefunden. So hat sich also die Ausgangszahl der Ankommenden verdoppelt – auf acht. Ihr Altersdurchschnitt befindet sich um rund zwei Jahrzehnte unter dem der sächsischen Bevölkerung. Beruflich haben sie vom Arzt bis zum Autolackierer, vom Apotheker bis zum Sportlehrer ein schwer zu toppendes Spektrum zu bieten.

Meinen Beitrag zur Verjüngung der Mitgliedschaft der AOK plus darf ich ebenfalls hervorheben, selbstverständlich melde ich als Fan von „Einheitskrankenkasse“ bzw. „Bürgerversicherung“ alle Geflüchtete, derer ich habhaft werden kann, dort an. Und Leuten in der Nachbarschaft, die in Rente gehen, überbringe ich die frohe Botschaft, dass allein aus meinem Haushalt in diesem Jahr schon zwei sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigte syrischer Herkunft hervorgegangen sind, die die Rente der betagten Deutschen mitfinanzieren. Hinzu kommt seit Anfang November der in Niesky arbeitende Arzt.

Und die Moral von der Geschichte: Wir können auch das ländliche Sachsen wieder jünger und noch dynamischer machen – zusammen mit Geflüchteten. Ich erhebe keinerlei Anspruch auf einen repräsentativen Ausschnitt der Refugee-Realität in Deutschland. Wenn aber nun vermehrt und verschärft zu hören ist, man schaffe das alles eben doch nicht, dann erlaube ich mir den dezenten Einwurf: Wo ein gemeinsamer Wille ist, da ist auch ein Weg. Allein schafft keiner was auf der Welt.

Unter einer Bedingung: Radikaler Praxisbezug. Es zählt nur die Tat. Es hat uns auch eine Reihe von Menschen bei der Integration ganz praktisch weitergeholfen, die – im Gegensatz zu mir – Frau Merkels Asylpolitik des Jahres 2015 für verrückt halten. Sie mögen das Wort „Willkommenskultur“ nicht, ich brauche es nicht. Denn meine Vision sind keine betreuten Gäste, sondern selbstverständliche Gleiche unter Gleichen. Ich persönlich habe gegenüber Jobcenter und Berufsschule den Begriff „Pate“ immer von mir gewiesen, dafür bin ich zu radikal linkslibertär gestrickt, ich bin brüderlicher Begleiter. Sonst nichts.

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