„Die erste Maßnahme einer Philosophie muss also darin bestehen, die Gegenstände aus dem Bewusstsein herauszunehmen und seinen wahren Bezug zur Welt wiederherzustellen; nämlich, dass das Bewusstsein ein DIE Welt setzendes Bewusstsein ist.“

Dieser Satz verbindet den Autor des philosophischen Monumentalwerkes „Das Sein und das Nichts“, Jean-Paul Sartre, angeblich ein radikaler Atheist, mit dem religiösen Mystiker, der durch Distanzierung von den Dingen die direkte Anschauung Gottes sucht.

Alle großen Religionen formulieren als Lebensziel die Gemeinschaft mit dem görtlichen Geheimnis. Es kann zwar in Ewigkeit nicht begriffen werden, so der moderne Kirchenlehrer Karl Rahner. Aber sein unvermittelter Anblick sei beglückend und beseligend.

Nietzsche wollte ein für alle mal vieles nicht wissen. Sokrates wusste, dass er nichts weiß. Der Himmel ist kein Fest der Dogmen, sondern das wirklich Jenseitige. Jenseits der diesseitigen Wegmarken.

Insofern ist das die normalste Sache der Welt, wenn unserer frommer Muslim Nihad Kreuzweg und Osternacht mitmacht und ihm auch nach drei Stunden Stehen, Sitzen, Knien nicht langweilig wird. Wer die innere Versenkung fünf Mal am Tag geübt ist, findet sich nun über einen anderen Zugang da wieder, wo er ist.

Das Körperliche braucht Diversifizierung, der Geist strebt nach Einheit der ganzen Welt. Dieser Sinn stellt sich sinnlich her, denn schon Hermann Hesse wusste mit Werken wie Narziss und Goldmund bzw. Siddhartha: Keine Lehre hat die Macht der Erfahrung.

Deshalb steht die sexuelle Verschmelzung seit jeher ambivalent für Verführung und Vereinigung. Ohne das Fleisch läuft nichts, weshalb die katholische Kirche auf der Notwendigkeit seiner Auferstehung beharrt. Lassen wir uns überraschen. Bei Gott ist alles möglich.

Auch dass sich Sartre, Rahner, Hesse, Nietzsche, Jesus und Mohammad in die Arme fallen und die Bibel neben dem Koran liegt. Und die Juden auch ihre Ziele erreichen. Und Marx auf heimtückische Weise mit dem das Bewusstsein bestimmenden Sein Recht behält. Wir wissen es nicht, weil seine Gedanken nicht unsere sind. Und ganz werden wir es wohl nie begreifen, was „Gott“ und „Welt“ ganz ausmacht.

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