In Sachsen gehen für längere Zeit doppelt so viele Menschen in Rente wie neu ins Erwerbsleben eintreten. Hat dieser Tage auch der Finanzminister wieder problematisiert. Nun ist kein Fall in der Menschheitsgeschichte bekannt, dass ein Gemeinwesen wegen fehlender Kinder zusammengebrochen ist. Dagegen sind zahllose Fälle bekannt, wo es zu Unfrieden kam, weil es zwar viele Kinder, aber für sie nur wenig Perspektive gab. Näheres dazu kann bei Interesse unter dem Stichwort Kriegs-Demographie im Netz nachgelesen werden.

So dominieren auf dem Land wie zum Beispiel in unserer Lausitzer Gemeinde die Fünfzigjährigen die Bevölkerungspyramide, die bei uns ein Baum ist. Er lässt sich regelmäßig zum Jahreswechsel im Gemeindeblatt angucken. Die Handvoll überwiegend junger Asylsuchender im Motel an der Bundessstraße haben daran nur wenig und vorübergehend geändert, denn seit Ende November ist auch diese Flüchtlingsunterkunft Geschichte.

Nun gibt es auch in Sachsen zwei demographische Inseln: Dresden und Leipzig. Dort wächst die Bevölkerung, und im Unterschied zum sonst zu besichtigenden Wohnungsleerstand droht hier schon teilweise Wohnungsnot. Der globale Trend zum Auseinanderdriften von Metropolen und „Provinz“ schlägt auch bei uns durch. Eine „Entleerung“ von Regionen aber gibt es nie – sieht man an Görlitz: Wo mehr Wohn- und Geschäftsraum als Interessenten sind, fallen die Preise und es entstehen Nischen für soziokulturelle Projekte und interessante Leute, die woanders vom Markt verdrängt werden.

Wo die Immobilienpreise in den Keller gehen, kann man Häuser mit Garten nicht mehr als Geldanlage nutzen. Sehr wohl aber als preisgünstiges Biotop für Familien, die sich im Speckgürtel der Großstadt keinen großzügigen Auslauf für die Kinder leisten können. Und wenn man die Dönerbuden-Kette von Bautzen bis Königswartha anschaut, dann stellt man fest: Die Nischen-Nutzung ist interkulturell.

Wo Licht, da ist auch Schatten: Gigantische Mastanlagen, deren Gestank auch noch in zwei Kilometer Entfernung den Leuten den Spaß am abendlichen Beisammensein unter freiem Himmel vergällt, gehören sicher nicht zu den intelligenten Nischen-Füll-Konzepten. Der Tourismus mit den Tschechen, die wegen der Fahrradwege und auch des FKK kommen, schon eher. Wie wäre es mit einer Siedlung „Neu-Aleppo“ o.ä. für syrische Geflüchtete und Interkultur-Avantgardisten in den noch menschenleeren Weiten der Bergbaufolgelandschaften? Dort ergäben sich sicher auch spannende Kooperationsprojekte für das Lausitzer Handwerk und das Tourismusgewerbe.

Die aus der Lausitz ausgewanderten Texas-Sorben haben ja auch die USA bereichert. Wir erleben derzeit, dass doch nicht wenige Nach-Wende-Auswanderer aus dem „Westen“ zurückkehren. Sie bringen ihre inzwischen gegründeten Familien und viele Ideen zurück nach Hause. Vielleicht könnten wir an diesen neuen Schwung mit ein paar kühnen Projekten für die „Lausitzer Nischen“ anknüpfen. Man sollte ja nicht immer in geschlossenen Kreisen denken wie der sächsische Finanzminister.

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